Horizontalité

Die Bahnhöfe der grossen Städte sehen sich als wichtigste Zentren des öffentlichen Verkehrs mit den veränderten Herausforderungen einer stetig wachsenden Mobilität konfrontiert. Früher blosse Orte der Ankunft und Abfahrt, erfüllen sie heute zumeist eine Scharnierfunktion zwischen Stadt und Umland zum einen sowie Verkehrsinfrastruktur und Stadtraum zum anderen und werden als Mittelpunkte städtischen Lebens vielfältig genutzt. Etliche Bahnhofsbauprojekte in der Schweiz zeugen von dem Bestreben, den neuen Anforderungen gerecht zu werden. In Genf bildet der Bahnhof Cornavin keine Ausnahme, auch hier zielen Planungen darauf ab, die Mobilität flüssiger zu gestalten. Bis 2030 sollen eine unterirdische Erweiterung und eine umfassende Reorganisation des Bahnhofs eine Verdoppelung der täglichen Fahrgastzahl auf 100.000 ermöglichen. Als Teil des Gesamtprojekts ist eine Aufwertung der westlichen Bahnhofsseite, die sich dem Place de Montbrillant zuwendet, vorgesehen. Sie war Gegenstand eines interdisziplinären Planungswettbewerbs, der nun entschieden worden ist.

Die Jury zeichnete den vom Team Atelier Descombes Rampini in Zusammenarbeit mit Lüchinger+Meyer erarbeiteten Projektvorschlag «Horizontalité» mit einem 2. Rang aus. Der gelungene Entwurf wird seinem programmatischen Titel in doppelter Hinsicht gerecht. Zum einen betont ein neues kontinuierliches Vordach entlang der Aussenkante die Horizontalität der Bewegungen des Bahnverkehrs. Die 300m lange Stahlkonstruktion mit hölzerner Unterseite bietet grosszügigen Schutz, führt die Passanten durch die Einkaufspassagen, zu den Eingängen des Bahnhofs und empfängt die Reisenden. Zum anderen intensiviert der Entwurf die horizontale Ebene und projiziert den Bahnhof in die Nachbarschaft, schafft neue Verflechtungen mit dem angrenzenden Quartier. Neben der barrierefreien Neugestaltung und Aufwertung des Wegenetzes und der Oberflächen nimmt das Tag und Nacht von Licht durchdrungene Dach eine wichtige Vermittlerfunktion zwischen Bahnhof und Stadtraum ein.
Wir danken dem gesamten Wettbewerbsteam für die fruchtbare und inspirierende Zusammenarbeit!

Vom 18. Dezember bis 13. Januar können sämtliche Wettbewerbseingaben im FORUM FAUBOURG, Rue des Terreaux-du-Temple in Genf besichtigt werden (Flyer).