Rückblick 2020.2 – Die Verwandlung des CORSO

Vom Kino zum «schwebenden Haus» zum neuen markanten CORSO-Gebäude am Altstadtrand St. Gallens, das Kunst, Kulinarik und Arbeiten gemeinschaftlich unter einem Dach vereint – nach über 50 Jahren Kinobetrieb wurde der Bau an der Brühlgasse 37 zum Firmenhauptsitz der Firma Senn umgebaut, zudem ist mit der Eröffnung des neuen Restaurants Corso die einstige gastronomische Co-Nutzung reaktiviert worden. Die Realisierung des Umbauprojekts war für uns ein echtes ingeniöses Abenteuer, auf das wir mit einigem Stolz zurückblicken. Mit Rücksicht auf die Bedeutung des Bestandsbaus (1961) von Architekt Willy Schuchter sah das architektonische Konzept von Rothen Architektur eine weitgehende Erhaltung des Erscheinungsbildes vor. Die Baumassnahmen konzentrierten sich auf das Erd- und das erste Obergeschoss, die zunächst vollständig zurückgebaut wurden, sowie auf die beiden Untergeschosse, der obere Teil des Gebäudes mit den bestehenden Bürogeschossen wurde im Originalzustand belassen.

Insbesondere bei der Planung und Ausführung der Rückbauarbeiten vollführten die Tragwerksplanenden von Lüchinger+Meyer ein beachtliches Husarenstück. Zur Sicherung der zu erhaltenden Obergeschosse waren vorgängig komplexe Abfangmassnahmen zu treffen. Unter eingeschränkten Platzverhältnissen wurden neue Mikropfahlfundationen im Bestand gesetzt und eine Vielzahl von Deckenaussparungen eingebracht, durch die anschliessend die Abfangstützen in kleinteiligen Montageschritten hindurchgeführt worden sind. Erst als die Krafteinleitung in die Stützkonstruktionen gesichert war, konnte mit den Ab- und Ausbrucharbeiten begonnen werden.
Die Tragwerksgeschichte des Hauses ist auch heute noch teilweise erlebbar. So sind zum Beispiel die unverkleidete Abfangstütze des bestehenden Unterzugs der Abfangdecke über dem früheren Kinosaals sowie sichtbare farbige Klebearmierungen verbliebene Zeugnisse des Umbaus, die das Verständnis für die bestehende statische Struktur fördern.

(Fotos Neubau: Daniel Ammann)