EUNOMIA

Unmittelbar nach dem Erfolg in Widen gelang den Tragwerksplanern und Fassadeningenieuren von Lüchinger+Meyer in Zusammenarbeit mit WALDRAP ein weiteres bemerkenswertes Wettbewerbsergebnis: Im offenen Projektwettbewerb für den Neubau des Sozialversicherungsgerichts des Kantons Zürich (SVGer) in Winterthur erreichte das Team den 3. Rang. Die Gebäude sollen sich nördlich des Hauptbahnhofs in den neu entstehenden «Justiz-Campus» integrieren. (Leider bleibt es uns verwehrt, in direkter Nachbarschaft unsers Projekts Bezirksanlage Winterthur dem Areal einen weiteren Baustein hinzuzufügen.)
Die griechische Göttin «Eunomia», Personifikation der gesetzlichen Ordnung, diente dem Projekt als sinnfällige Namenspatin. Zwei Baukörper kennzeichnen den Entwurf: Das Gerichtsgebäude dominiert als eigenständiger prägnanter Bau die Gesamtanlage, ihm wird ein viergeschossiger Erweiterungsbau zur Seite gestellt. Die Jury lobt das Projekt als sehr sorgfältig ausgearbeitet. «Die klare städtebauliche Anordnung sowie die innere Organisation der Räume sind überzeugend. Die vorgeschlagene statische Struktur leistet wertvolle Beiträge an Energie, Optik und Nachhaltigkeit zugleich.» Insbesondere die Würdigung der «gut durchdachten Konstruktionsweise des Gebäudes» freut uns sehr.

Untergeschoss und Kern des Hauptbaus bestehen aus einer Stahlbetonkonstruktion. Für die Decken der oberirdischen Geschosse wurde ein Holz-Beton-Verbundsystem entwickelt. Dabei liegt die schlanke Betonplatte auf einer Holzrippendecke und wirkt mit dieser durch die eingeklebten Lochbleche im Verbund. In Gebäudelängsrichtung sind Unterzüge angeordnet, welche die Deckenlasten aufnehmen und auf die Stützen abtragen. Sowohl die Unterzüge als auch die Stützen sind in Brettschichtholz vorgesehen. Das Deckensystem erfüllt alle Anforderungen an den Brand- und Schallschutz. Durch den Einsatz der Betonplatte kann die Deckenmasse thermisch aktiviert werden.
Die Fassade wird aus vorfabrizierten, geschosshohen Elementen mit einem thermisch getrennten Aluminiumsystem aufgebaut. Für das Fensterband wurde eine Dreifach-Isolierverglasung mit niedrigem G-Wert gewählt, so dass weniger passive Sonnenenergie durch die Isolierverglasung eintritt. Die Horizontalität der Bandfassade wird durch filigrane Brise Soleils aufgelockert, die als teiltransparente PV-Module vorgeschlagen werden.

Alle eingereichten Projekte können im Rahmen einer virtuellen Ausstellung besichtigt werden.