Lern(t)räume

Als das «wohl grösste Hochbauprojekt, das die Stadt Thun je in Angriff genommen hat», charakterisierte Bauvorsteher Konrad Hädener das 40.6-Millionen Projekt für die Sanierung und Erweiterung der Primarschule Lerchenfeld. Ein Wettbewerbsentscheid stellte nun die Weichen für die Vergrösserung der Schulanlagen-Kapazität von 12 auf 16 Klassen, mit der dem Quartier flexibler und moderner Schulraum für den langfristigen Bedarf bereitgestellt werden soll. Das Gewinnerteam Blättler Dafflon Architekten, Bischoff Landschaftsarchitektur, Lüchinger+Meyer Bauingenieure und brücker+ernst freut sich darauf, voraussichtlich bis 2029 «Lern(t)räume» wahr werden zu lassen. Ihr gleichnamiger Entwurf setzte sich im Kreis der 10 Finalisten durch. «Das Preisgericht ist überzeugt, dass mit dem Projekt Lern(t)räume die anspruchsvolle Aufgabe sowohl betrieblich wie auch architektonisch optimal umgesetzt werden kann und die Primarschule Lerchenfeld zu einer zukunftsweisenden Lernlandschaft weiterentwickelt wird.»
Die Bestandsbauten werden strukturell vollständig erhalten und nur bei Bedarf erdbebenertüchtigt. Hier sind künftig die Tagesschule, die Schulleitung sowie Sonderräume untergebracht. Aus der heutigen Turnhalle entsteht eine Aula.  Der Neubau der Basisstufe ist ein zweigeschossiger Pavillon in Holzbauweise auf einem Untergeschoss in Beton für die Bereitstellung der Schutzräume. Seine Decken mit effizienten Spannweiten sind als offene Balkenlagen ausgebildet, die die Gebäudestatik nachvollziehbar zur Schau stellen und die Einfachheit der Struktur zum Ausdruck bringen.

Für die oberen Jahrgangsstufen kreieren die Entwurfsverfassenden einen Neubau in Form eines «fliegenden Klassenzimmers». Das Tragwerk des neuen Schulhauses baut sich aus der Schichtung von drei Elementen auf: der Turnhalle als Untergeschosskasten aus Ortbeton, dem bis auf den umlaufenden Stützenkranz frei gespielten Erdgeschoss und dem darüber schwebenden Obergeschoss in Verbundbauweise. Letzteres besteht aus geschosshohen Fachwerkträgern als Hybridkonstruktion in Stahl und Holz, welche das gesamte Erdgeschoss überspannen. Die Träger sind in die Wände der Unterrichtsräume integriert, so dass die Diagonalen nicht im Raum erscheinen. Im mittleren Feld wird die Diagonale entfernt, damit die räumliche Längsverbindung ohne Einschränkung genutzt werden kann. Der Träger wirkt in diesem Bereich als Vierendeel-Rahmen. «Das entwickelte raumhohe Tragwerk im Schultrakt, das gleichzeitig zur Überspannung der Sporthalle dient, ist interessant und konsequent.» würdigt die Jury den konstruktiven Ansatz.

Das Siegerprojekt und die weiteren neun eingereichten Projekte sind vom 31. Mai bis 10. Juni in der Turnhalle, Schulhaus Lerchenfeld, Langestrasse 47, ausgestellt (Details).

Visualisierungen: Filippo Bolognese Images