Zweiter Baustein Attisholz-Areal

Die Vision 2045 für das Attisholz-Areal in Riedholz benennt klare Zielstellungen. «Ein Generationenprojekt und Vorbild für eine nachhaltige Lebensraumentwicklung» soll auf dem Gelände der ehemaligen Cellulose Fabrik entstehen. Diesem Anspruch mit Ernsthaftigkeit folgend, veranstaltete Eigentümerin Halter AG nach dem Studienauftrag Kocherei einen weiteren Wettbewerb zur Umnutzung des Bestands. Das Werkgruppenverfahren «Gebäude Lagerhaus» zielte vorbildhaft auf die Erhaltung des Baukulturerbes und dessen zukunftsgerechte Weiterentwicklung ab. Dem Lagerhaus kommt mit seiner Stellung als «Auftakt» zum Areal und den direkten Bezügen zum Aareraum eine besondere Stellung zu. Die Veranstalterin suchte nach schlüssigen und nachhaltigen Konzepten für die separaten Aufgabenstellungen «Tragwerk» und «Gebäudehülle».

Den Wettbewerbserfolg in der Werkgruppe «Tragwerk» konnte sich das Team Anliker AG / Alpiger Holzbau AG / Lüchinger+Meyer sichern, dessen Einreichung sich auf dieses Fachgebiet beschränkte. Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt: Es «liegt eine sehr starke Fokussierung auf die Aufgabenstellung vor, und die Denkweise ist geprägt vom Einsatz ‘Reduce to the maximum’. Dies führt zu einem gut abgerundeten Vorschlag, der leicht umzusetzen ist. So liegt der innovative Charakter vor allem in der Einfachheit, der starken Lösungsorientierung und der Flexibilität in der Kombination mit den Gebäudehüllen aller anderen Werkgruppen. Auch das Engineering überzeugt. Die vorgeschlagenen schlanken Betonstrukturen reduzieren den Einsatz von Materialien und Baustoffen und erreichen eine hohe Flexibilität im Falle einer Umnutzung, was den Strukturen eine sehr hohe Lebensdauer verleiht. Die Baustellen- und Stadtlogistik wird optimiert und lokale Ressourcen werden genutzt. Die Zusammenarbeit ist geprägt von einer interdisziplinären Mentalität und Teamfähigkeit.»

Für die geplanten Aufstockungen des Bestands wurden von den beteiligten Ingenieuren von Lüchinger+Meyer Variantenstudien durchgeführt, für die Aufstockungen West und Mitte wurde je eine Hybridlösung mit Holz-Beton-Verbunddecken mit Brettsperrholz (CLT-Decken), wie auch eine rein konventionelle Lösung mit materialschonenden, schlanken 20cm-Flachdecken in Stahlbeton präsentiert. «Die sorgfältige Evaluation möglicher Tragsysteme wurde vom Beurteilungsgremium besonders geschätzt und war wohl schlussendlich auch wegweisend für das gesamthaft überzeugendste Tragwerk aller Wettbewerbsbeiträge.» Beide Tragwerksvarianten erwiesen sich in der Nachhaltigkeitsanlayse als konkurrenzfähig. Mit Massnahmen wie der Verwendung von CO2-reduziertem Beton, Betonrecyclingmaterial zur Schonung der natürlichen Kiesressourcen, zusätzlicher Sequestrierung und der Einrichtung kurzer Materialtransportdistanzen wird der CO2-Ausstoss zusätzlich minimiert.
«Besonders lobeswert ist auch die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Bauzustand. Die Werkgruppe widmete dem Bauablauf und den für die Realisierung notwendigen baulichen Massnahmen grosse Aufmerksamkeit. Baugrubenabschlüsse, Fundationskonzepte und Rückbaumassnahmen wurden bereits mit einer beachtlichen Tiefe projektiert, so dass die technischen Überlegungen vom Beurteilungsgremium nachvollzogen und der Leistungsbeschrieb plausibilisiert werden konnte.»

Wir freuen uns auf die Realisierung des Projekts mit unseren Partnern und in Zusammenarbeit mit dem Gewinner der Werkgruppe «Fassade» Blumer Lehmann.

(Foto: Halter AG, Schlieren)