Ideal passend zur Schweizer Ferien- und Reisezeit wurde das neue Bahnhofsgebäude in Altdorf als Titelbild für die Februarausgabe der Beton- und Stahlbetonbau ausgewählt. Die Abbildung verweist auf den zehnseitigen Projektbericht im Heft. Nach vielen öffentlichen Besprechungen und einer Preisverleihung, bei denen die Architektur des Gebäudes im Mittelpunkt stand, rücken wir nun das nicht minder bemerkenswerte Tragwerk des Gebäudes in den Fokus. Lüchinger+Meyer begleitete das Projekt vom Wettbewerb bis zur Ausführung in enger Zusammenarbeit mit Buchner Bründler Architekten.
Autor Heinz Stalder, der als verantwortlicher Bauingenieur massgeblich am Gelingen des Projekts beteiligt war, erläutert verständlich das entwickelte Tragsystem des Skelettbaus mit seinen vorgespannten Querträgern und Zuggliedern, die Aktivierung einer Outriggerwirkung für den horizontalen Lastabtrag und die anspruchsvolle konstruktive Durchbildung der Knoten angesichts schwieriger geometrischer Randbedingungen. Zahlreiche Illustrationen veranschaulichen die technischen Zusammenhänge ergänzend und geben Einblick in die aussergewöhnlichen Bauabläufe und -zustände.
Die besondere Komplexität des Projekts resultiert aus dem auf das Minimum reduzierten Tragwerk und dessen gleichzeitiger maximaler Ausnutzung. Dadurch reagierte das Gesamtsystem sehr sensitiv auf planerische Änderungen. Vermeintlich kleine Anpassungen an einem Tragwerkselement hatten aufgrund der komplexen Kopplungen der Strukturen nicht selten Konsequenzen für andere Elemente, die oft unter statischen Gesichtspunkten bereits maximal optimiert worden waren. Diesem Umstand mussten sich die Tragwerksplanenden stets bewusst sein, um bei Fragestellungen eine umfassende Beurteilung sämtlicher daraus induzierter Effekte vornehmen zu können. Zugleich galt es bei der Planung fortwährend sicherzustellen, dass die technische Umsetzung in der Ausführung gegeben ist. Gerade auch unter Berücksichtigung der hohen Vorgaben an den optischen Ausdruck. Es ist ein eindrucksvolles Gebäude entstanden, das nur durch den offenen Dialog sämtlicher an Planung und Bau Beteiligter realisiert werden konnte.
(Foto: Rory Gardiner)