KEVIN & Stella

«Die Schule von morgen wird sowohl öffentlicher als auch privater sein als die Schule von gestern.» Dieser Grundthese folgte das Entwurfsteam um Esch Sintzel Architekten bei der Entwicklung des Siegerprojekts KEVIN im Wettbewerb «Schulanlage Sirius und Werkhof Hochstrasse in Zürich-Fluntern». Das anspruchsvolle Programm hatte es in sich! Es galt, Schulraum für 12 Primarschulklassen im Tagesschulbetrieb, vier Kindergärten, eine Mensa mit Betreuungsinfrastruktur, eine Doppelsporthalle, eine Musikschule, ein Werkhof und einen Tennisclub im Neubau zu vereinen und durch grosszügige Aussenräume zu ergänzen, gut eingefügt in das schützenswerte Ortsbild.

Der Entwurf KEVIN sieht ein oberirdisch viergeschossiges Gebäude mit vor- und rückspringenden Fassadenabschnitten vor, das den Massstab der Umgebungsbauten aufnimmt. Die verschiedenen Nutzungen werden geschickt und dem Anspruch an eine «Schule von morgen» entsprechend in dem gestaffelten Volumen verteilt – von der unterirdischen Doppelsporthalle über die teilweise öffentlichen Nutzungen im Erd- und ersten Obergeschoss bis zu den darüberliegenden Schulraum-Clustern. «Der durchdachte Entwurf zeigt eine breite inhaltliche Auseinandersetzung auf allen Ebenen … Gleichzeitig entsteht ein einladendes Schulhaus, das den vielfältigen Ansprüchen von Werkhof, Verein bis hin zum Kind in der Gruppe in überzeugender Weise gerecht wird. Aus den Einschränkungen und komplexen Programmanforderungen gelingt dem Projekt eine eindrückliche Synthese.» bestätigt die Jury den gelungenen Ansatz.

Die Diversität der gestapelten Nutzungen mit ihren spezifischen Anforderungen an Lasten und Spannweite stellte auch die beteiligten Tragwerksplanenden von Lüchinger+Meyer vor grosse Herausforderungen. Die Tragstruktur wurde mit dem Ziel einer möglichst durchgehenden, effizienten Lastabtragung bei gleichzeitig hoher Flexibilität gegenüber späteren Anpassungen entwickelt. Die Konstruktion wird generell in Massivbauweise erstellt. Alle Decken der Schule, des 2. UG und der Turnhalle sowie alle Stützen werden in vorfabrizierter Betonbauweise konstruiert. Der effiziente Stützenraster der oberirdischen Geschosse findet im 1. Untergeschoss seine Fortsetzung. Dieses Geschoss transferiert lokal einzelne Stützen der Obergeschosse über Wandscheiben auf das nutzungsbedingt weitere Raster der Werkhof-Halle im 2.UG. Das Deckensystem der Schule besteht aus vorfabrizierten Rippenplatten (π-Platten), weil diese für Spannweiten von knapp 8m am ökonomischsten sind. Das CO2-Äquivalent dieser schlanken Decken entspricht jenem einer Holzbeton-Verbunddecke. Die Rippendecke ruht auf vorfabrizierten Unterzügen, die von Stützen oder Wandscheiben getragen werden.

Ein zweiter Rang für das Projekt «Stella» des Teams um Blättler Dafflon Architekten, das ebenfalls im Bereich Tragwerksplanung von Lüchinger+Meyer unterstützt wurde, rundet das fabelhafte Wettbewerbsergebnis ab.

Alle Wettbewerbsentwürfe können vom 4. bis 13. September 2023 im Ausstellungsraum Pavillon wird in der Morgartenstrasse 40, 8004 Zürich besichtigt werden. (Mo-Fr 16h-20h; Sa/So 14h-18h)

Visualisierungen: indievisual AG, Zürich (KEVIN), Visualisierungen: Filippo Bolognese Images, I-Milano (Stella)