Wetzikon erweist sich als ein gutes Pflaster für die Wettbewerbsaktivitäten der Tragwerksplanenden von Lüchinger+Meyer. Nach dem letztjährigen Erfolg im Planerwahlverfahren für die Sanierung des Stadthauses freuen wir uns nun über den 1. Rang im Wettbewerb für die Gesamtsanierung und Erweiterung der Schulanlage Walenbach im Team Waeber / Dickenmann / Partner. Damals wie heute stand das berühmte Gottfried Keller-Zitat der Entwurfsarbeit Pate: «Lasst uns am Alten so es gut ist halten. Doch auf altem Grund Neues schaffen zu jeder Stund.»
Die heutige Primarschulhausanlage – am namensgebenden Gewässer im Ortsteil Kempten gelegen – wurde 1975 durch das Wetziker Architekturbüro Jost Meier Architekten erbaut. Basierend auf einer Machbarkeitsstudie entschieden sich die Auslober des Verfahrens für eine Sanierung der bestehenden Bausubstanz. Nicht zuletzt aus Nachhaltigkeitserwägungen («Graue Energie») soll die architektonisch hochwertige Anlage, die aus dem Schulhaus A, einer Turnhalle und einem Singsaal besteht, erhalten bleiben. Sie wird ergänzt durch einen neuen Schultrakt B, um mit zusätzlichen Klassenzimmern, Kindergarten und erweiterten Tagesstrukturen den Erfordernissen der aktualisierten Schulraumplanung gerecht zu werden.
Der Entwurf BILL sieht eine südwestliche Erweiterung über einen zweigeschossigen gegliederten Baukörper vor, dessen Gestalt sich an der konsequent durchgeplanten Betonelementbauweise des Bestands orientiert. Die konstruktiven Eigenheiten der Anlage werden dabei in eine zeitgemässe, ökologische Ausdrucks- und Konstruktionsweise transformiert. Die Jury würdigt das Gelingen dieses Ansatzes explizit: «Die konstruktive Durchbildung der hybriden Holz-Beton-Elementbauweise, als zeitgemässe Interpretation und Transformation der Bestandesanlage, mit dem sichtbaren Fügungsprinzip der vertikalen und horizontalen Trag- und Strukturelemente, ist sehr überzeugend.»
Das vorgeschlagene Tragwerkskonzept für die neue Schulraumerweiterung ist einfach, klar und funktional und im Sinne der Nachhaltigkeit entwickelt. Das Tragwerk leistet einen wesentlichen Beitrag zur Strukturierung des räumlichen Gefüges des Gebäudes und gewährleistet mit grosszügig gewählten Spannweiten eine hohe Nutzungsflexibilität . Die in Längsrichtung verlaufenden Primärträger werden in Brettschicht-Laubholz ausgeführt. Getragen werden diese von vorfabrizierten schlanken Betonstützen. Die Decken, welche in Querrichtung spannen und auf den Primärträgern liegen, sind als vorfabrizierte BSP Brett-Sperrholzplatten-Verbunddecken ausgebildet. Sowohl der Überbeton der Verbundkonstruktion als auch die betonierten Wände der Kerne und des Gebäudesockels werden in Recyclingbeton hergestellt. Das Gebäude ist derart konzipiert, dass eine Aufstockung in gleicher Konstruktionsweise ohne zusätzliche Massnahmen möglich ist.
«Dem Projektbeitrag BILL gelingt es auf überzeugende Art die bestehende Schulanlage Walenbach stimmig zu erweitern, indem sich das Neubauvolumen selbstverständlich in den städtebaulichen, architektonischen und aussenräumlichen Kontext einordnet. Die hohe räumliche Qualität und die stringente Bearbeitungstiefe zeichnen diesen Beitrag besonders aus. In der Gesamtbeurteilung würdigt die Jury den sehr sorgfältigen Entwurf als hervorragende Grundlage für die weitere Projektierung.» Gern nehmen wir das wertschätzende Gesamtfazit der Jury als zusätzliche Motivation für die bevorstehende Projektbearbeitung auf.
(Visualisierungen: Waeber / Dickenmann / Partner / Architekten)