Inzwischen sind die letzten Bauzäune verschwunden, und die neue Ankunftshalle am Bahnhof St. Gallen ist in ihrer ganzen Dimension und Eleganz erlebbar. Das Herzstück der Neugestaltung von Bahnhof und Bahnhofsplatz ist somit fertiggestellt. Leider konzentrierte sich das mediale Rauschen im Blätterwald auf die Lichtinstallation des Medienkünstler Norbert Möslang, dessen binäre Uhr an der Hallenfassade die Gemüter spaltete. Fast übersehen wurde hingegen, dass es den planenden und ausführenden Akteuren mit der Vollendung der Halle gelang, ein Versprechen einzulösen. „Akari“, der japanische Ausdruck für Helligkeit, Licht und Leichtigkeit, hatte dem erfolgreichen Wettbewerbsentwurf von giuliani.hönger architeken seinen Namen verliehen und fand nun in der laternenartig gestalteten Ankunftshalle seine gekonnte architektonische Ausformulierung. Der lichtdurchsetzte Innenraum schafft am Tag eine behagliche Aufenthaltsqualität für die Reisenden, in der Nacht bildet der leuchtende Kubus einen erkennbaren Orientierungspunkt.
Die optische Leichtigkeit der Ankunftshalle wird massgeblich durch die gewählte stählerne Tragstruktur gefördert, der man die 335 Tonnen Gesamtgewicht tatsächlich nicht ansieht. Ein sichtbarer, kassettenartiger Trägerrost dient als Dachkonstruktion, gelagert auf lediglich vier Rahmenstützen von je 12 Metern Höhe. An den Dachrändern sind die Stahlschwerter der Fassadenkonstruktion unmittelbar an die Kragträger des Daches biegesteif angeschlossen, was der Halle die besondere filigrane Eleganz verleiht. Der Stahlbau ist so konzipiert worden, dass das Verglasungssystem mehrheitlich direkt auf diesem befestigt werden konnte.
(Fotos: David Willen)