Reisender, kommst Du nach Zürich …

Allen Bahnreisenden, die sich auf überirdischen Gleisen dem Zürcher Hauptbahnhof nähern, empfehlen wir, sich einen Fensterplatz auf der linken Zugseite zu sichern. Vor der Einfahrt in die Bahnhofshalle erwartet die aufmerksamen Beobachter auf der Nordseite des Gleisfeldes neuerdings ein besonderes architektonisches Erlebnis – die Gleisarena. Als Auftaktbauwerk der neuen Arealüberbauung entlang der Zollstrasse setzt das Dienstleistungsgebäude mit seiner bemerkenswerten Fassadengestaltung starke gestalterische Akzente. Insbesondere die 1’500 m2 grosse Glasbausteinfassade fällt ins Auge. In Analogie zu Gletschertopographie entwickelt, wölbt sich die Gebäudehülle mit zweiachsiger Krümmung wie vom Zugverkehr ausgeschliffen eindrucksvoll über den Perron.
In den 60er und 70er Jahren galten Glasbausteinwände als moderne Elemente in der Fassadengestaltung, die häufig eingesetzt wurden, später fanden sie aufgrund ihrer nachteiligen bauphysikalischen Eigenschaften nur noch selten Verwendung. Das Planerteam aus den Architekten Made in, den Fassadenplanern von Lüchinger+Meyer sowie dem Totalunternehmer Porr Suisse verhalf dem Gestaltungselement nun zu einer kleinen Renaissance. An der Gleisarena gelang die Entwicklung einer innovativen Elementfassade aus Glasbausteinen, deren Eigenschaften dem Energiestand Minergie-P-Eco des Gebäudes entsprechen.

Die Fassadenkonstruktion spannt aufgrund der kleinformatigen Glasbausteine und der gegebenen Konstruktionstiefe ein engmaschiges, räumliches Fugennetz auf. Bauphysikalisch wird dieses zur geometrischen Eigenverschattung genutzt. Im Zusammenspiel mit den tiefen g-Werten der Glasbausteine konnte auf eine aussenliegende Beschattung verzichtet werden. Die Glasbausteine sind als Hybridelemente, bestehend aus Halbschalen in Gussglas und einem konventionellen Isolierglas im Kern konfiguriert. Die Tragstruktur der vorgefertigten, elementierten Glasbausteinfassade ist ebenfalls im Fugennetz ausgebildet. Die ursprünglich vorgesehene Edelstahlbewehrung der mineralischen Fugen wurden im Projekt zu einem in die Fugen integrierten Edelstahl-Blechrost weiterentwickelt. Die einzelnen Glasbausteine sind mechanisch gesichert, jedoch einzeln austauschbar.
Der visuell kleinteiligen Wölbfassade steht die grossformatige Elementfassade der übrigen Gebäudehülle gegenüber. Deren akzentuierte Tektonik wird durch die Gestaltung der Konturprofile mit ausformulierten Knoten- und Kreuzungspunkten hervorgerufen. Aussenseitig wird das Tragwerk mit Konturprofilen nachgezeichnet, welche die Storen Kästen sowie die seitlichen Führungen der Beschattung aufnehmen.

(Fotos: Walter Mair, Basel)